Kopenhagen. Sie gilt als längste Sehenswürdigkeit in Dänemark: Über rund 3.800 Kilometer führt die Margeritenroute zu den schönsten Seiten des nordischen Urlaubslandes. Weil die Urlaubsstraße abseits der großen Hauptstraßen – und der Autobahnen sowieso – verläuft, eignet sie sich vor allem für Entdecker, die das kleine Königreich mit eigenem Pkw oder Motorrad erkunden möchten. Auch Wohnmobile oder Campinggespanne sind auf den oft engen und kurvenreichen Landstraßen leider nicht problemlos unterwegs. Fahrradfahrer hingegen können die Margeritenroute deshalb umso besser nutzen. Der Margeritenroute zu folgen ist denkbar einfach, denn an allen Abbiegungen oder Kreuzungen steht das charakteristische braune Schild mit der leuchtenden Margerite und weist den richtigen Weg.
In diesem Jahr feiert die Margeritenroute Jubiläum: 25 Jahre alt wird Dänemarks große Touristenstraße in diesem Jahr – offizielle Einweihung war im Frühjahr 1991. Enthüllt hat das erste Schild, natürlich, die dänische Königin Margrethe II.
Wie die Margeritenroute entstand und warum Dänemarks Monarchin nicht Namensgeberin wurde, erkärt der „Macher“ der Margeritenroute, Jørgen Hansen, in einem Gespräch mit „Lang auf Reisen“.
Lieber Jørgen Hansen, Du giltst als einer der „Erfinder“ der Margeritenroute. Wann war dies? Und: Gab es ein Vorbild für Dänemarks beliebte Touristenstraße?
Ehrlich gesagt, stammt die Idee zur Margeritenroute nicht von mir – ich habe sie aber umgesetzt, als ich Anfang der 1990er Jahre Direktor der damaligen dänischen Branchenorganisation Turismens Fællesråd war. Mitgebracht hat den Wunsch nach einer dänischen Touristenstraße, die möglichst viele Schönheiten unseres Landes verbinden sollte, Axel Dessau. Er war einige Jahrzehnte Leiter des Dänischen Fremdenverkehrsamts in New York und brachte nach seiner Heimkehr schon 1978 die Idee einer „Scenic route“ für Dänemark mit. Doch von da bis zur Realisierung vergingen noch eineinhalb Jahrzehnte.
Warum dauerte die Umsetzung so lang – die Idee ist doch überzeugend?
Anfangs war die dänische Straßenbehörde, das Vejdirektorat, strikt dagegen. Man argumentierte, es gebe ohnehin genug Schilder im Land. Eine weiteres benötige man deshalb nicht. Erst als der frühere Verkehrsminister Arne Melchior im Aufsichtsrat meiner Organisation Turismens Fællesråd saß und damit quasi mein Chef war, fand ich ein offenes Ohr. Wir beide sprachen erneut beim Vejdirektorat vor.
Und dann ging vermutlich alles ganz schnell.
Von wegen! Zunächst verlange die Behörde, dass auf einer etwa 40 Kilometer langen Testroute im Norden von Seeland ein Versuch gemacht wurde. Ich fuhr damals die Strecke mit einem Ingenieur auf und entwarf sozusagen einen Prototyp der Margeritenroute. Erst danach kam die Zustimmung für die ›große‹ Margeritenroute.
Kein einfaches Unterfangen, eine Route durchs ganze Land zu legen, oder?
Das stimmt. Zunächst gab es die Vorgaben des Vejdirektorats, dass die Margeritenroute eine einzige, zusammenhängende Route sein sollte. Sie sollte zu den 200 wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Land führen. Und sie durfte nicht auf Autobahnen verlaufen. Dass der Verlauf durchgehend sein musste, führte zu einigen Kuriositäten: Das beliebte Skagen an Dänemarks Nordspitze ist beispielsweise nicht Teil der Margeritenroute – dorthin gibt es nur eine Straße, so dass man ja hin- und herfahren müsste. Die Route endet also in etwa in Ålbæk.
Wollten denn alle mitmachen?
Fast alle. Zunächst habe ich mit allen damaligen Ämtern gesprochen – und Bornholm wollte nicht beim Projekt dabeisein. Deshalb hat Bornholm als einzige Region Dänemarks bis heute keine Margeritenroute. Dann galt es alle 110 damaligen Kommunen zu kontaktieren und sie um Vorschläge für den konkreten Verlauf und die Einbindung von Attraktionen zu bitten. Unwichtig war das nicht, immerhin mussten die Kommunen ja unter anderem die Beschilderung finanzieren. Das alles dauerte ein gutes Jahr.
Wie kam es denn zum Namen Margeritenroute?
Ich hätte der Route natürlich gern den Namen unserer Königin gegeben, also zum Beispiel Margretheroute. Wir fragten auch offiziell beim dänischen Königshaus an, erhielten aber eine höfliche Absage. So kam es zur Idee, die Scenic Route nach der dänischen Nationalblume Margerite zu benennen. Der Witz dabei ist, dass Margerite auf Englisch Daisy heißt – und genau das ist der Spitzname unserer Königin. Letztlich ist die Margeritenroute also im Grunde doch nach Margrethe II. benannt.
Die ja auch die feierliche Einweihung vornahm.
Ja, Königin Margrethe II. enthüllte am 21. April 1991 das erste Schild der Margeritenroute. Das war in der Nähe von Schloss Fredensborg, sozusagen im Hinterhof ihres Wohnsitzes.
Seitdem ist die Margeritenroute zu einem großen Erfolg und vielleicht zur beliebtesten Attraktion bei uns geworden. Und wer weiß, vielleicht ärgert sich unsere Königin ja heute doch ein bisschen, dass sie ihren Namen nicht dafür geben wollte ...
Danke für das Gespräch!
Weitere Informationen zur Margeritenroute gibt es bei VisitDenmark hier.