Dresden. Hohe Decken, Stuck, Jahrhunderwendecharme – und stilvoll-schlicht ausgestellte Mode für Frauen und Männer. Wer das helle Ladenlokal des "Exx" an der Ecke von Rothenburger Straße und Böhmischer Straße in der Dresdner Neuststadt betritt, wird nicht von aggressivem Zeitgeist eingefangen. Vielmehr wirkt das Angebot zurückhaltend, fast defensiv. Ganz so, wie es den beiden Brüdern Sven und Peer Anders vorschwebt. Schon seit 1997 haben die beiden ihr Geschäfts im Herzen des Szenestadtteils. Denn auch mehr als 25 Jahre nach der Wende zeigt sich Dresden auf der "anderen" Elbseite in der Neustadt immer noch besonders jung und kreativ, voller Energie. Wer die Augustusbrücke von der Hofkirche hinüber zur Hauptstraße und weiter Richtung Alaunstraße geht, betritt eine andere, bunte Welt. Im Szenestadtteil sind Studenten, Künstler, Musiker und Freiberufler in der Mehrzahl.
Eine kleine Modeszene hat sich im Schatten der Martin-Luther-Kirche etabliert, die auf selbstgemachte, individuelle Kleidung in kleiner Stückzahl setzt. Zwei dieser Modemacher sind die beiden Brüder Sven und Peer Anders. Im „Exx“ – benannt nach den früheren DDR-"Exklusivläden" mit sonst schwer erhältlichen Waren – setzen sie auf gehobene, tragbare Mode bekannter Marken. Seit rund fünf Jahren aber vor allem auch auf eigene Entwürfe und kleine Auflagen. Als ich die engagierten Jung-Modemacher nach ihrem Geheimnis frage, kommt die Antwort prompt:„Unsere Kollektion liegt mehr oder weniger fest und wechselt nicht ständig wie bei den internationalen Modekonzernen“, erklärt 50-jährige Sven Anders das nachhaltige Konzept. Nur 70 Modelle für beide Geschlechter sind überhaupt im Angebot – alle gefertigt in einer befreundeten Schneiderei im sächsischen Zwickau. Sven Anders: „Das ist echtes Handwerk mit Wertigkeit. Uns macht es Spaß, Mode langsam zu entwickeln statt sie schnell zu verschleudern.“
Handemade in Sachsen also – und gemeinsam entwickelt mit den Näherinnen, zu denen Sven und Peer ein persönliches Verhältnis haben. Sven: "Wir kaufen ein, zwei Mal im Jahr Stoffe ein, die uns gefallen. Damit fahren wir dann nach Zwickauf und entwickeln im Dialog Kleidung, die uns allen gefällt. Das Ganze hat Zeit, wir setzen nicht auf Schnelligkeit und Schnelllebigkeit, sondern auf Halbbarkeit und anhaltenden Spaß am Kleidungsstück."
Ihren Ursprung, erinnert sich der 1966 geborene Sven, habe ihre Mode in der lokalen Musikszene – immerhin sind die beiden selbst auch passionierte DJs: "Befreundete Musiker, die oft zu Auftritten reisen müssen, haben uns zum Beispiel nach praktischen Pullovern für unterwegs gefragt – so entstanden unter anderem die ersten Sweater und Hoodies." Dass die heute mit dem eigenen Logo "Anders und Anders" sowie zwei große As versehenen Stücke nachhaltig und haltbar sind, ist zwar schlecht für den schnellen Umsatz. Aber gut für Umwelt und Gewissen. "Und uns macht es Freude, mit Qualität zu überzeugen", sagt Sven Anders.
Wir sind gespannt, was noch kommt!