Innsbruck. Von der Landeshauptstadt Innsbruck mit ihrem Wahrzeichen, dem Goldenen Dachl, liegen im Radius von dreißig Minuten einige der
attraktivsten Ski- und Snowboardgebiete Tirols und eines der meist besuchten Besucherhighlights Österreichs – ein Streifzug durch Innsbruck und Umland mit Highlights wie den Swarovski
Kristallwelten und dem ältesten Familienbetrieb der Alpenrepublik, der Glockengießerei Grassmayr.
Mehr als 200 Jahre lang war Innsbruck von 1420 bis 1665 als ständiger Regierungssitz der Habsburger für die westlichen Gebiete des Reichs. Aus der Renaissancezeit stammen berühmte Gebäude wie die Hofburg, das Helblinghaus mit seiner reich geschmückten Fassade, der Stadtturm und nicht zuletzt das Goldene Dachl, das Wahrzeichen der Stadt.
Wer mit Elisabeth Grassmayr durch Innsbruck geht, muss gut zu Fuß sein. Und ausdauernd. Denn die 77-jährige kennt nicht nur (fast) jede und jeden in ihrer 130.000 Einwohner zählenden Heimatstadt – die Seniorchefin der schon 1599 gegründeten Glockengießerei Grassmayr weiß auch mehr über Altstadt und Geschichte der Tiroler Hauptstadt als mancher Historiker. „Innsbrucks Stadtbild entstand überwiegend in der Zeit von 1420 bis 1500“, erzählt mein quirliger Guide mir beim Gang unter den Laubengängen an der Herzog-Friedrich-Straße. „Das war unsere große Zeit als Residenzstadt, die ihren Höhepunkt zu Beginn des 16. Jahrhunderts erreichte – mit Kaiser Maximilian I. als Regenten.“
Mehr als 200 Jahre lang war Innsbruck von 1420 bis 1665 als ständiger Regierungssitz der Habsburger für die westlichen Gebiete des Reichs. Aus der Renaissancezeit stammen berühmte Gebäude wie die Hofburg, das Helblinghaus mit seiner reich geschmückten Fassade, der Stadtturm und nicht zuletzt das Goldene Dachl, das Wahrzeichen der Stadt. Den spätgotischen Prunkerker ließ Maximilian (1459–1519) von 1497/98 bis 1500 an die 1420 erbaute Residenz der Landesfürsten anbauen. „Der spätere Kaiser hat sich und seine beiden Frauen samt Gefolge auf den Reliefs verewigen lassen“, verrät Elisabeth Grassmayr beim Streifzug durchs angeschlossene Museum. Beigesetzt ist der bis heute unvergessene Maximilian gleich um die Ecke in der prächtigen Hofkirche: „Das monumentale Kunstwerk gilt als größtes Grabmal eines deutschen Kaisers“, weiß Grassmayr, während wir an 28 überlebensgroßen Bronzefiguren vorbeigehen. Die im Volksmund „Schwarze Mandern“ genannten Skulpturen zeigen Mitglieder der Kaiserfamilie und sollten nicht zuletzt den Anspruch der Habsburger auf andere Fürstenhäuser in Europa untermauern. Nicht weit vom Herrscher ruht übrigens ein weiterer unvergessener Held Tirols – der Freiheitskämpfer Andreas Hofer.
Tradition und Moderne
Vorbei an Hofburg und Landestheater erreichen wir nach wenigen Minuten ein Stück Innsbrucker Moderne: Die Talstation der Nordkettenbahn ist ein Entwurf der 2016 verstorbenen Zaha Hadid. Aus der Feder der Stararchitektin stammen insgesamt vier Stationen sowie die Schrägseilbrücke über den Inn, über die es mit dem Hightech-Verkehrsmittel in nur zwanzig Minuten vom Großstadttrubel auf 560 m ü.d.M. auf die 860 m hoch gelegene Hungerburg geht. Von hier geht es per Seilbahn hinauf auf 1905 Meter zur Seegrube – nach nicht einmal dreißig Minuten haben Aktivurlauber eines der schönsten Wintersportgebiete der Region erreicht. „Dort bin ich gestern noch mit meinem Mann hinabgefahren“, deutet Elisabeth Grassmayr auf die steile Piste der Karrinne, auf der wagemutige Skifahrer und Snowboarder gen Tal gleiten. Wer nicht schon Kindesbeinen auf Skiern steht, dem wird schon beim Anblick schwindelig – wie mir. Doch die topfitte Seniorin schwärmt: „Wir konnten bis zu unserem Haus fahren, so gut ist der Schnee heuer. Dieses Vergnügen hatten wir seit Jahren nicht.“
Heute gehen wir es aber ruhiger – und sicherer – an und nehmen für das letzte Stück zum Gipfel die letzte Seilbahn zum Hafelekarhaus (2269 m ü.d.M.). Zehn Minuten über glitzernden Schnee und leichtes Geröll – dann ist das Gipfelkreuz der Hafelekarspitze auf 2334 m erreicht. Bei Kaiserwetter mit Sonnenschein und blauem Himmel bietet sich ein atemberaubender Blick auf Innsbruck mit dem Inn bis hinüber nach Südtirol zur einen und Bayern zur anderen Seite. „Dort drüben liegt der Bergisel“, reißt mich Elisabeth Grassmayr etwas unsanft aus meinem kleinen Tragtraum und deutet schon auf unser nächstes Ziel auf der gegenüberliegenden Talseite, das bereits zweimal Mittelpunkt von Olympischen Winterspielen in Innsbruck war, 1964 und 1976. Und tatsächlich ist bei genauerem Hinsehen die berühmte Skischanze zu erkennen.
Nicht einmal fünfundvierzig Minuten später stehen meine Begleiterin und ich auf dem Turm der spektakulär geschwungenen Skisprungschanze auf dem mit 746 Metern eher kleinen Hügel im Stadtteil Wilten. Das moderne Design der besonders von der alljährlichen Vierschanzentournee bekannten Schanze stammt ebenfalls von Zaha Hadid. Hier kann man hinunterfliegen? Man kann – etwas Mut und die nötige Technik vorausgesetzt. Den aktuellen Schanzenrekord hält der Österreicher Michael Hayböck mit 138 Metern.
Am Fuß des Bergisel liegt auch die Glockengießerei der Grassmayrs, die Sohn Peter heute in 14. Generation führt. „Damit sind wir der älteste Familienbetrieb des Landes“, freut sich Elisabeth Grassmayr. Nach einem kurzen Rundgang durchs hauseigene Museum, das Wissenswertes zu Technik und Geschichte der Gießkunst sowie den Feinheiten guten Klangs vermittelt, stehe ich stauenden vor der größten frei schwingenden Glocke der Welt: Die frisch gegossene Riesenglocke ist mehr als zwei Mann hoch und wiegt 26 Tonnen. Bestimmt ist das Unikat für ein Gotteshaus in Rumänien.
Der Tag schließt mit einem Abstecher zu einer der meist besuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs. Keine zehn Kilometer von Innsbruck entfernt liegen in Wattens im Unterinntal die funkelnden Wunderwelten der Swarovski Kristallwelten. Mehr als 13 Millionen Besucher haben den illusionistischen Glaspark – den der Multikünstler André Heller zum 100-jährigen Jubiläum der 1895 von Daniel Swarovski im kleinen Ort gegründeten Glasmanufaktur schuf – seit 1995 bereits bestaunt. Den Mittelpunkt des glitzernden, mehr als sieben Hektar großen Phantasiereichs bildet Hellers liegender „Riese“. In seinem Innern liegen 14 „Wunderkammern“, in denen internationale Künstler wie Brian Eno, Lee Bul, Arik Levy oder Jim Whiting auf ganz verschiedene Art das Phänomen Kristall interpretieren. Ein faszinierender Kontrast zur weiß-funkelnden Winterwunderwelt draußen.
Informationen
Von Norddeutschland nach Innsbruck sind es gut 900 Kilometer. Direktflüge ab dem Flughafen Hamburg mit u.a. AirBerlin. Rund um die Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Tirol liegen neun Skigebiete mit 300 Pistenkilometern. Winterwanderer finden ebenalls gut präparierte Wege. Alle liegen mit 90 Bergbahnen und Liften teils nur 30 Minuten von der Altstadt entfernt. Auch zu den Swarovski Kristallwelten in Wattens, eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs, sind es knapp 30 Minuten. www.innsbruck.info, www.kristallwelten.at
Innsbrucker Highlights
- Innsbrucks Wahrzeichen liegt im Herzen der Altstadt: Der spätgotische Prunkerker „Goldenes Dachl“ ist mit 2657 feuervergoldeten Kupferschindeln gedeckt.
- Innsbrucks höchste Bar liegt auf 1905 m ü.d.M.: Die „Cloud 9“ auf der Nordkette liegt an der Station Seegrube und ist von Januar bis April geöffnet.
- Die Karrinne stellt selbst trainierte Alpinskifahrer und Snowboarder vor Herausforderung, denn die Abfahrt vom 2200 m hohen Hausberg der Stadt, dem Hafelekar, hat 70 Prozent Gefälle.
- Der Name verrät es: Innsbruck liegt am Inn. Genau zwölf Brücken verbinden die 20 Stadtteile miteinander.