REPORTAGE
Hamburg (cs). „Für uns ist es wie übermorgen.“ Wenn Thomas Dehling in seinem Büro an der Bernhard-Nocht-Straße in diesen Wochen an sein wichtigstes Projekt denkt, ist dem Abteilungsleiter für Nautische Hydrographie ein kleines Zögern anzumerken. Und ein wenig auch der Druck, der auf dem 60-Jährigen und seinem Team lastet, bis Anfang 2026 eines der bislang größten Vorhaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) umzusetzen: die Entwicklung und Bereitstellung einer neuen Generation von elektronischen Seekarten. „Die aktuellen Karten, die wir für Berufsschiffer und Freizeitkapitäne bereitstellen, ist rund fünfundzwanzig Jahre alt“, sagt der Ingenieur für Vermessungswesen. „Und damit längst zu alt und ungenau für die Anforderungen, die die zunehmend komplexe Schifffahrt heute zu bewältigen hat.“
REPORTAGE Hamburg (cs). Ein langer Weg liegt hinter Nadine Schindel. Anfangs waren es über viele Wochen erste Schritte in der eigenen Wohnung. An diesem Dienstag im Vorfrühling wagt sich die 28-Jährige in Begleitung ihrer Helferin zum ersten Mal nur mit ihrer Gehhilfe hinaus auf den Gemeinschaftsflur im sechsten Stock von Festland. Wegen eines frühkindlichen Hirnschadens ist die junge Frau seit vielen Jahren eigentlich auf einen Rollstuhl angewiesen, um den Alltag bewältigen zu können. Eine spastische Lähmung beeinträchtigt vor allem Schindels Gehen, immer wieder verspannen sich ihre Muskeln nahezu ohne Vorwarnung. Umso ungestümer freut sich die chronisch kranke Frau heute – nicht zuletzt über ihre Entscheidung, in eines der ungewöhnlichsten Wohnprojekte Deutschlands eingezogen zu sein: „Festland ist großartig.“
PORTRÄT Hamburg (cs). Gut gelaunt kommt Peter Ostendorf jeden Tag um zehn Uhr in seine Praxis im Hamburger Nordwesten. Und wenn man den Arzt so von Behandlungszimmer zu Behandlungszimmer durch die langen Gänge der Poliklinik laufen sieht, muss man sagen: auch voller Tatendrang. Dabei verdient der gelernte Internist mit seinem Enthusiasmus kein Geld. Und eigentlich könnte der ehemaliger Chefarzt ebenso gut auch zuhause entspannt ein Buch lesen oder im warmen Süden seine Frezeit genießen. Denn mit 86 Jahren ist der gebürtige Westfale längst im besten Pensionsalter. Doch das Alter ist für den langjährigen Professor am katholischen Marienkrankenhaus in Hamburg überhaupt kein Grund, kürzer zu treten: „Ich habe mich immer an das gehalten, was ich meinen Patienten rate: Nehmen Sie sich etwas vor, wenn die Rente naht. Starten Sie ein neues Projekt, seien Sie aktiv und bleiben Sie interessiert.“ Und was den zugewandten Arzt noch mehr antreibt: „Ich wollte immer etwas von dem Glück zurückgeben, das mir das Leben geschenkt hat.“
Porträt Hamburg (cs). Wenn Wittus Witt zaubert, werden alltägliche Dinge magisch. Ob Jacke eines Zuschauers oder Tasche einer Zuschauerin – dem bekanntesten deutschen Zauberkünstler gelingt es, Unscheinbares faszinierend zu machen. „Mein Wunsch ist es bei jedem Auftritt, Alltagsgegenstände einen Zauber zu entlocken“, umreißt der Hamburger Magier seine Motivation, die ihn heute wie bei seinen ersten Aufauftritten vor fast fünf Jahrzehnten antreibt. Das Zaubern brachte sich der in Ostwestfalen als Hans-Jürgen Witt geborene Zauberer autodidaktisch bei. Seine Liebe zur bildenden Kunst führte nach dem Abitur zu einem Studium bei Joseph Beuys an der Kunstadademie in Düsseldorf. Nachdem der Aktionskünstler seine Professor verloren hatte, wechselte Witt an die Fachhochschule und wurde Designer.
Christoph Schumann
PORTRÄT Hamburg (cs). Wenn Mischa Gohlke zur Gitarre greift und die ersten Akkorde schlägt, hört er manchmal jeden Ton. Dann aber gibt es Tage, an den der Hamburger sein eigenes Instrument und den Bass und die Drums seiner Bandmitglieder nur ganz entfernt wahrnimmt. „Vor allem der Gesang bleibt dann diffus und weit weg – für mich ist meine Musik dann eine Art Klangbrei“, beschreibt der 43-jährige die Kontraste, die der Profimusiker in Proberaum und auf der Bühne regelmäßig erlebt. Gegensätze, die für den Gitarristen und Bandleader im wahrsten Sinn des Wortes akustische Höhen und Tiefen sind. Anders hat Gohlke die Hörseite des Lebens nie kennengelernt: Der Musiker, der auch als Kultur- und Medienmanager, Dozent, Redner, Autor, Aktivitst und Inklusionsbotschafter aktiv ist, kam nahezu gehörlos zur Welt. „Das fiel erst auf, als ich nicht wie die anderen Kinder zu sprechen begann“, schildert Gohlke die ersten Jahre. Erst starke Hörgeräte schafften mit zweieinhalb Jahren Abhilfe. Gohlke entdeckte die Welt neu. „Heute höre ich dank meiner Hörapparate maximal etwa sechzig bis siebzig Prozent dessen, was Normalhörende mitbekommen“, schätzt Mischa Gohlke.
PORTRÄT Hamburg (cs). Ein trüber, regnerischer Freitagmorgen im Januar dieses Jahrs. Der Weg von der Bushaltestelle zur Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg führt vorbei an Apparmenthäusern aus den 1970er Jahren, alten Villen, einem Seniorenheim und einer Pension. Still ist es, außer einigen Bauarbeitern ist auf dem knapp einen Kilometer langen Fußweg im Westen der Hansestadt niemand zu sehen. Als linkerhand der hohe Zaun rund um das parkartige Gelände der militärischen Hochschule auftaucht, sind es nur noch wenige Schritte bis zum Haupteingang der Clausewitz-Kaserne: Der zwischen 1933 und 1936 in Blankenese errichtete Standort ist seit fast siebzig Jahren die wichtigste militärische Ausbildungsstätte für die Aus-, Weiter- und Fortbildung der Bundeswehr.
Von Christoph Schumann
REPORTAGE Hamburg (cs). Wenn die Glocken von Sankt Michaelis läuten, beginnt für viele ein Ritual: Das Läuten der Hamburger Hauptkirche ist der traditionelle Auftakt zu einer der traditionellsten Radiosendungen des NDR – dem „Gruß an Bord“ an Heiligabend. Genau siebzig Jahre ist es her, dass die Kultsendung zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, mit der Familien und Freunde Seeleute auf allen Weltmeeren grüßen lassen. Und so über tausende Kilomter hinweg auf eine ganz besondere Art Nähe und Zusammenhalt herstellen konnten und können. Als „Gruß an Bord“ am Heiligen Abend 1953 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, geschah dies noch über Norddeich Radio, eine Seefunkstation in Ostfriesland.
NEWS Hamburg (pr/cs). Rund 250 Werke von Caspar David Friedrich (1774–1840) sind ab sofort über das Webportal www.cdfriedrich.de zum bekanntesten Maler der deutschen Romantik zugänglich. Das digitale Angebot bringt die wichtigsten Gemälde und Zeichnungen des Künstlers aus den Sammlungen der Hamburger Kunsthalle, der Staatlichen Museen zu Berlin und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammen. Weil manche Gemälde zu fragil sind, um sie zu transportieren und die Zeichnungen zu lichtempfindlich sind, um länger ausgestellt zu werden, erlaubt nur das Digitale dieses Gesamterlebnis. Um Friedrichs Kunst näher zu kommen, bietet das Portal verschiedene Formate: Die Chronik ermöglicht einen breiten Überblick, Shortcuts erschließen prägnant Friedrichs Themen aus heutiger Sicht und mit den Digitalen Stories können die User*innen über aktuelle Fragen tief in einzelne Werke einsteigen. Die bislang einzigartige Kooperation zwischen den Museen erfolgt im Rahmen des Digitalprojektes »Datenraum Kultur« als eines von mehreren Leuchtturmprojekten der Digitalstrategie der Bundesregierung. Anlass sind der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich im Jahr 2024 und die drei damit verbundenen Jubiläumsausstellungen in Hamburg, Berlin und Dresden, die durch »cdfriedrich.de« ergänzt werden. Das Webportal wird während des Jubiläumsjahrs 2024 kontinuierlich weiterentwickelt.
Christoph Schumann
REPORTAGE Hamburg (cs). Kaum hat man die schwere Stahltür zum Forum für Künstlernachlässe durchschritten, steht man inmitten von Kunst. Deckenhohe Regale sind vollständig mit stehenden Gemälden gefüllt, sogarfältig mit Schutzmaterial vor Staub, Sonnenlicht und Druckschäden umhüllt. Hier und da stehen kleinere Skulpturen vor den Archivregalen, als suchten sie noch nach ihrem endgültigen Platz. „Und das sind noch längst nicht all unsere Schätze“, begrüßt mich Gora Jain. „Weitere Werke liegen in zwei Außenarchiven in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Unser Raum hier ist schon lange viel zu begrenzt.“ Die promovierte Kunsthistorikerin gehörte vor genau zwanzig Jahren zu den Gründern des deutschlandweit federführenden Vereins. Ziel ist laut Satzung die Förderung von Kunst, die Pflege und Erhaltung von Kulturwerten und die Unterstützung von Künstlerinnen und Künstlern in Hamburg und Norddeutschland. Was 2003 mit wenigen Nachlässen begann, umfasst heute rund einhundert Hinterlassenschaften – Tendenz steigend.
NEWS Kopenhagen/Hamburg (cs/pr). Ab dem neuen Fahrplan 2024 verbinden die Deutsche Bahn und die Dänischen Staatsbahnen Norddeutschland und Kopenhagen häufiger miteinander als bislang. Zwei weitere Intercity-Zugpaare (Hin- und Rückfahrten) ab Hamburg fahren auf der stark nachgefragten Linie in die dänische Hauptstadt mit Zwischenhalt in Schleswig – statt wie bisher mit Halt in Rendsburg und Flensburg. Das meldet die DB jetzt in einer Pressemitteilung. Insgesamt bieten DB und die dänische Bahn DSB damit ganzjährig pro Tag und Richtung fünf, in der Hochsaison bis zu acht Direktverbindungen im Zweistundentakt von/nach Kopenhagen an. //
NEWS Hamburg (SHMH/PR). Das Industriekulturfestival in der Metropolregion Hamburg geht in diesem Jahr in die siebte Runde. Mit über 200 Veranstaltungen in 112 Denkmälern an 57 Orten geben die „Tage der Industriekultur am Wasser“ einen Einblick in Hafenanlagen, Schleusen und Schiffe, Leucht- und Wassertürme, Brücken und Mühlen, Fabriken, Kraftwerke und Museen, so die Stiftung Historische Museen Hamburg in einer Pressemitteilung.
Viele weithin unbekannte und verborgene Schätze der Industriegeschichte öffnen exklusiv an diesem Wochenende ihre Tore, zeigen ihre Technik und erzählen ihre Geschichte.
Unter den besonderen Veranstaltungsorten am 23. und 24. September ist auch das Deutsche Hafenmuseum – Standort Schuppen 50A, an dem u.a. die historische Viermastbark PEKING in Form von Führungen an Bord besucht werden kann. Auf dem Programm stehen außerdem Vorträge und Gespräche mit den ehrenamtlichen Hafensenioren und mit Experten, die sich mit maritimen Besonderheiten wie dem Pegelturm St. Pauli, dem hölzernen Frachtewer Hermann von 1905 oder mit den Kranen aus der Sammlung des Museums beschäftigen.
PORTRÄT Hamburg (cs). Seit fünfzehn Jahren gibt es die Hörzeitung „Dat Hörblatt“ – erfunden hat Deutschlands einziges Hörmagazin auf Platt für Blinde, Nichtsehende und Sehbehinderte der Hamburger Gerd Feldhusen
Von Christoph Schumann
„Eegentlich wull ik Paster warrn“, lacht Gerd Feldhusen. Und zitiert damit gleich am Anfang unseres Gesprächs in der heimischen Gartenwohnung im Hamburg-Eidelstedt den Titel seiner vor rund zwanzig Jahren aufgeschriebenen Erinnerungen an die Kindheit an der Nordsee. Gleichzeitig reist der pensionierte Kriminalpolizist damit aber auch eine Lebenslinie, der der heute 84-Jährige seit seinen Kindheitstagen folgt: dem Plattdeutschen. Und da ich, obwohl ›vorgewarnt‹, als Quiddje – sprich: Zugezogener und Hochdeutschsprechender – leicht fragend schaue, übersetzt Feldhusen schnell: „Ich wollte eigentlich mal Pastor werden.“
NEWS Schneverdingen/Undeloh (cs). So schön hat die Lüneburger Heide in den letzten Jahren selten geblüht: Bei einer Wanderung von Wintermoor nach Schneverdingen haben wir am vergangenen Wochenende einen echten Blütentraum erleben können – so schön wie jetzt im August hat die Heide in den vergangenen Jahren selten, ja nie geblüht. Ein Grund mehr, die norddeutsche Kulturlandschaft zu erwandern. Unser persönlicher Eindruck wird untermauert vom offiziellen "Messgerät" der Touristiker vor Ort: Das "Heideblütenbarometer" steht zurzeit auf 100 Prozent - also nichts wie in die Heide. Am besten zu Fuß auf einer Wanderung. Oder per Rad.
Und weil Tradition auch sein muss, gibt es natürlich auch etwas zu feiern: Am Wochenende feiert Schneverdingen sein alljährliches Heideblütenfest. Los geht es am Donnerstag, 24. August. Höhepunkt ist die Krönung der Heidekönigin am Sonntag, 27. August, ab 15 Uhr. Mehr Infos findet ihr hier.
MEDIEN Hamburg (cs). Das nennen Medienprofis wohl klassische Text-Bild-Schere:Am Freitag, 24. März 2023, berichtete das Hamburger Abendblatt über die Stimmung in der Hansestadt vor den bevorstehenden Streiktagen. Auch Hafen- bzw. HHLA-Chefin Angela Titzrath äußert sich zu den Arbeitsniederlegungen – nicht unbedingt positiv. Im Text jedenfalls. Ein passenden Foto fand sich dafür in Redaktion oder Agenturen offenbar nicht ... //
Von Christoph Schumann
REPORTAGE Hamburg (cs).Still steht ein Graureiher im flachen Wasser des Mühlenteichs und genießt die Vormittagssonne. In Ufernähe schwimmt eine Entenfamilie mit ihren Jungen, immer in Reichweite des sicheren Nests. Erst wenige Schritte sind Hannelore Fielitz und ich von unserem Treffpunkt am S-Bahnhof Hamburg-Ohlsdorf auf dem Alsterwanderweg gegangen und schon wirkt es, als lägen Großstadtlärm und -hektik bereits Stunden hinter uns. „Der Alster von hier nach Norden zu folgen, gehört für mich zu den schönsten Wanderungen Hamburgs“, sagt die 67-Jährige. „Denn sobald man unter der Brücke am Ratsmühlendamm die Hektik der quirligen Viertel Fuhlsbüttel und Ohlsdorf hinter sich lässt, taucht man ein in den Blätterwald am Fluss und ist ganz von Natur umgeben.“
Von Christoph Schumann
PORTRÄT Hamburg (cs). Kiezgröße? Nein, dazu gehöre er nun wirklich nicht, sagt Karl Schultz. „Obwohl mich natürlich fast jeder hier auf Sankt Pauli kennt.“ Kein Wunder, denn das ›Haus‹ des 65-Jährigen liegt direkt an der Großen Freiheit 43, gleich gegenüber vom berühmten Musikclub „Große Freiheit 36“. Und zum Freundeskreis des umtriebigen Schultz gehören auch bekannte Kiezlegenden wie Dragqueen Olivia Jones, deren Bar nur wenige Schritte entfernt liegt, oder Impressario Corny Littmann, dessen „Schmidts Tivoli“ noch heute für die Neuerfindung des weltbekannten Rotlichtviertels als Club- und Musikviertel steht.
Von Christoph Schumann
PORTRÄT Hamburg/Eckernförde (cs). Es gibt Tage, da kommt auch Stefan Heine ins Schwitzen. Nicht, weil der Hamburger an einer unlösbare Sudoku-Aufgabe knobelte. Oder weil der von Kennern zu Deutschlands „Rätselpapst“ ernannte Freiberufler einer neuen Herausforderung für seine zahlreichen LeserInnen arbeitet. Sondern schlicht, weil die Sommerhitze den Hof von Heines kombiniertem Wohn-Geschäfts-Hauses im Nordwesten der Hansestadt ungewohnt kräftig aufheizt. So wie beim Gespräch unserer Zeitung vor wenigen Tagen. Gleich anfangs stellt der 52-Jährige richtig: „Rätselpapst ist wirklich nicht meine eigene Einschätzung – ich nenne mich schlicht Rätselmacher. Das trifft das, was ich mache, viel besser.“
Von Christoph Schumann
Hamburg/Kopenhagen (Reportage). Mit zwei starken Schlägen löst sich unser grünes Zweierkajak vom Steg der „Gondel“. Einige Meter schwanken wir leicht hin und her, dann liegt das offene Kunststoffboot sicher auf dem Osterbekkanal. Knapp zwei Stunden auf Hamburgs beliebten Freizeitgewässern liegen vor uns – vorausgesetzt, wir schaffen die große Runde auf den historischen Kanälen, die in Barmbek einst Lebensadern zur Versorgung der umliegenden Fabriken waren, dann weiter zum Freizeiteldorado Stadtparksee in Winterhude und über die Alster zurück zur Bootsvermietung Dornheim. „Aber es geht ja nicht um die Länge, sondern um die Menge“ hatte Oke Carstensen vor dem Bordgang gesagt. Oder anders gesagt: Paddelvergnügen darf zwar auch zur sommerlichen Wassertour gehören, doch einen wichtigen Nebenaspekt dürfen wir Freizeitsportler nicht aus dem Auge verlieren – das Finden und Aufsammeln von Müll.
Von Christoph Schumann
PORTRÄT Hamburg (cs). Eigentlich wollte John Griffith schon im letzten Sommer in Pension gegangen sein. Eigentlich. Und wieso überhaupt „schon“? Denn mit 71 Jahren erfreuen sich andere LehrerInnen in der Regel meist schon länger über den gern so genannten Unruhestand. Doch als der gebürtige Australier gefragt wurde, ob er sich nicht vorstellen könne, doch noch ein weiteres Schuljahr am anzuschließen, war die Entscheidung schnell gefasst: „Ich wollte nicht aufhören, dazu hänge ich zu sehr an meinem Beruf“, sagt der Englischlehrer am Deutsch-Französischen Gymnasium (DFG) in Hamburg mit Blick zurück auf das vom Coronavirus überschattete Frühjahr 2020. „Das Unterrichten war für mich noch nie Arbeit im Sinne von Büro- oder sogar Fließbandarbeit, sondern Berufung statt Beruf. Ich genieße den Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern – heute genauso wie vor mehr als vierzig Jahren, als ich nach dem Studium erste Erfahrungen sammeln konnte.“ Dazu war Griffith klar, dass seine SchülerInnen infolge des ersten Lockdowns samt mehrmonatigem Homeschooling vor fast einem Jahr Nachteile und Wissenslücken im Unterrichtsstoff hatten, die er aktiv helfen wollte zu schließen.
Von Christoph Schumann
Hamburg. Beim Eintreten wirkt das Atelier von Ina Hattebier in Hamburg-Altona wie andere Künstlerwerkstätten auch. Der hohe Raum – einst die Kantine der Alten Dosenfabrik, die heute fast 30 arbeitende KünstlerInnen unter einem Dach versammelt – ist hell, geräumig, randvoll mit Schränken und Regalen voller Arbeitsmaterial sowie weit ausladenden Arbeitstischen. Wäre da nicht der zweite Blick auf den Werktisch vor dem Fenster: Handelt es sich bei den konisch geformten Gefäßen mit Deckel etwa um – Urnen? „Der Eindruck trügt nicht“, sagt Ina Hattebier und muss dabei fast lächeln. „Ich bin von ganzem Herzen Künstlerin“, so die unter anderem an der Hochschule für Bildende Kunst in der Freien- und Hansestadt ausgebildete Kreative weiter, „und dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit den Grenzbereichen des Lebens. So hat der Tod sich allmählich in mein Leben geschlichen.“
Von Christoph Schumann
REPORTAGE Hamburg. Seit Montag steht fest, dass die Impfungen gegen das Coronavirus hierzulande unmittelbar nach Weihnachten beginnen können. Doch je näher der Impfstart rückt, umso größer scheint auch die Skepsis gegenüber der Impfkampagne zu werden. Wollten sich laut Umfragen im Frühjahr auf dem Höhepunkt der ersten Welle noch rund 70 Prozent aller Deutschen auf jeden Fall gegen SARS-CoV-2 impfen lassen, sank die Zahl zuletzt auf um die 50 Prozent und darunter. Wie geteilt Deutschland in der Frage nach der Corona-Impfung ist, belegt auch eine vor wenigen Tagen veröffentlichte repräsentative Umfrage einer bekannten Versicherung. Danach wollen sich von mehr als 2000 Befragten sogar nur rund 36 Prozent auf jeden Fall schützen lassen. Auffällig dabei ist der mit 43 Prozent höhere Anteil der Männer, die sich für eine Impfung aussprechen, im Vergleich zu lediglich 31 Prozent der Frauen.
Von Christoph Schumann
REPORTAGE Hamburg (cs). Street-Art statt Rock – wo sonst im August das Musikfestival MS Dockville stattfindet, sind in Hamburg-Wilhelmsburg vor der Industriekulisse des Hafens im MS Uferpark noch bis Ende September neun ungewöhnliche Kunstobjektive zu entdecken
Ein Museum. Und doch kein Museum. Eine Ausstellung – und doch wie zufällig platzierte Skulpturen im öffentlichen Raum. Eigentlich, in Corona-Zeiten aber fast schon normal, sollte auf dem Gelände des Uferparks in Hamburg-Wilhelmsburg in diesem August wieder wie in den letzten zehn Jahren das angesagte Festival MS Dockville stattfinden. Doch das Openair-Event zwischen Süderelbe, den Hafenbecken am Reiherstieg und der Industriekulisse aus historischem Rethe-Speicher zur einen – wie vor einhundert Jahren werden hier Kaffee, Saatgut oder Getreide gelagert – und modernen Logistikhallen zur anderen Seite musste wie viele andere Großevents abgesagt werden.
Von Christoph Schumann
PORTRÄT. Hamburg (cs). Die hellen Resopaltische stammen offenbar aus den 1960er Jahren. Die dunklen Holzstühle sind ein Mix aus 60ern und 70ern. Die grünen Cocktailsessel und der Sofatisch dazwischen müssen sogar noch aus den 1950ern sein. Auf den ersten Blick wirkt das „In guter Gesellschaft“ in der Hamburger Sternstraße wie eines der vielen anderen angesagten Retrocafés zwischen München und Flensburg. Doch spätestens, wenn der bestellte Kaffee auf dem Tisch steht, fällt auf: Irgendetwas ist im Café im trendigen Schanzenviertel anders. Denn Cappucino der Latte Macchiato werden nicht in Becher oder Tasse, sondern in Marmeladengläsern serviert. Statt Papier- gibt es Stoffservietten. Statt Plastikstrohhalmen solche aus Aluminium. An der hinteren Wand steht ein Büchertauschregal. Und „to go“ gibt es die Getränke hier auch nicht - wer Kaffee oder Latte genießen möchte, wird höflich gebeten, dies im Lokal zu tun. Anders ist auch die Speisekarte, auf der zum Beispiel die Abendbrotplatte „verschiedene Sorten Demeter-Biokäse, hausgemachtes Zwiebelchutney, hausgemachten veganen Aufstrich sowie Biobutter und -brot“ verspricht.
NEWS Hamburg. Die Hamburger Kunsthalle bietet ab sofort einen virtuellen 360°-Rundgang durch ihre Räumlichkeiten an. Zu sehen sind zwölf Säle des Museums mit spektakulären Rundumblicken, darunter in architektonisch besonders reizvolle Räume wie das historische Treppenhaus, den Studiensaal oder den Lichthof der Galerie der Gegenwart. Der Parcours durch acht Jahrhunderte Kunstgeschichte umfasst laut Presseinformation mehr als 150 Werke von Meister Bertram über Caspar David Friedrich bis zu Sigmar Polke. An rund 120 Klick- und Standpunkten könnten Museumsfans im Lauf der Tour virtuell direkt vor einzelne Werke treten und diese im Detail betrachten. Kurztexte zu etwa 40 Arbeiten und Audiotracks zu ausgewählten Highlights (insgesamt etwa 30 Minuten, deutsch und englisch) bereichern zusätzlich das virtuelle Besuchserlebnis.
Von Christoph Schumann
REPORTAGE Hamburg/Bremerhaven. „Wir alle haben es in der Hand: Nur wenn wir Verpackungsmüll und Textilien aus Kunststoff vermeiden, lässt sich die Spirale stoppen.“ Nur wenn jede Verbraucherin und jeder Verbraucher ein persönliches Zeichen setze lasse sich die steigende Verwendung von Plastik in den unterschiedlichsten Lebensbereichen durchbrechen, so Angela Köhler vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven. Derzeit würden weltweit rund 350 Millionen Tonnen Kunststoff pro Jahr hergestellt, davon allein in Europa 60 Millionen Tonnen. Doch die Tendenz sei steigend: Experten rechnen mit einem Anstieg der Plastikproduktion auf eine Milliarde Tonnen bis 2050. „Das Verbot von Einwegplastik in der EU ab 2021 bringt da wenig“, sagte die Forscherin am Rande des dritten Hamburger MeeresDialogs im Januar dieses Jahres im Hamburger Tierpark Hagenbeck bei einem Gespräch mit mir. „Denn dies macht gerade einmal 400.000 Tonnen aus.“