Bergauf wie ein Feuerwehrmann – mit Rennrad und E-Bike in den französischen Pyrenäen

Radsportfans am Rande der "La Route du Sud" am Col des Tentes in 2208 m ü.d.M. Foto: C. Schumann, 2017
Radsportfans am Rande der "La Route du Sud" am Col des Tentes in 2208 m ü.d.M. Foto: C. Schumann, 2017

Luz Saint-Saveur. Die französischen Pyrenäen gehören mit Bergpässen wie dem 2115 Meter hohen Col du Tourmalet zu den Highlights der Tour de France – mit einem E-Bike wird das Erklimmen der Gipfel auch für Radurlauber zum Genuss.

Die einen sammeln Bergpässe und Höhenkilometer. Die anderen Trikots und Rennräder der unvergessenen Stars der Tour de France. Wie Christian Lafont und Jean-Pierre Souvergielle, die beide weit über ihre Heimat in den französischen Pyrenäen hinaus als Botschafter des Lebensgefühls Radfahren gelten.

Der rasende Feuerwehrmann Lafont wurde 2013 Radweltmeister der Brandlöscher in seiner Altersklasse. Doch erst nach 30 Berufsjahren hat der 60-Jährige aus Luchon kürzlich sein Hobby zum Beruf gemacht und ein Radsportgeschäft eröffnet. „Für mich erfüllt sich damit ein Traum“, sagt der drahtige Vielfahrer, der mehrmals pro Woche schon vor Ladenöffnung 160 Kilometer in den Bergen rund um den Thermalort trainiert.

„Vor allem, wenn ich Gäste begleite und als Radguide die Region zeige.“ Mich begleitet Luchon heute auf den Gipfel des Peyragudes – der Könner auf seinem federleichten Rennrad, ich auf dem bequemen E-Bike. So folge ich Lafont entspannt mit ruhigem Tritt von der fruchtbar-waldigen Ebene um Luchon in immer kargere Höhen.

 

Mit dünner werdender Höhenluft beginnt man zu ahnen, was die Radprofis der Tour am 13. Juli erwartet, wenn sie auf der zwölften Etappe von Pau aus kommend hier über den Pass von Peyresourde hinauf nach Peyragudes fahren. Besonders faszinierend ist der letzte Anstieg hinauf zum Ziel in Peyragudes auf 1580 m ü.d.M. – der Schlussspurt geht mit 16 Prozent Steigung über die Landebahn des höchst gelegenen Flugplatzes der Pyrenäen. Seine Lage ist atemberaubend, dass Peyragudes sogar schon zur Kulisse für den Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“ wurde. Mein Begleiter Christian Lafont erreicht unser Ziel am Restaurant des im Winter als Skiresort dienenden Ortes in runden, gleichmäßigen Tritten. Auch für mich und mein E-Bike bleibt die heutige Etappe ein Kinderspiel. Dennoch freue ich mich, am Abend in der Balnéa-Therme im nahen Génos meine müden Muskeln in warmem Wasser zu entspannen.

 

Christian Lafont in Peyragudes, 1580 m, Zielort der 12. Etappe der Tour de France 2017. Foto: C. Schumann, 2017
Christian Lafont in Peyragudes, 1580 m, Zielort der 12. Etappe der Tour de France 2017. Foto: C. Schumann, 2017

 

Mit acht Thermen und 14 Bergpässen der Tour de France – Radfans aus aller Welt lieben die Pyrenäen, weil die Anstiege anders als etwa in den Alpen hier in einem engen Radius liegen und die Auswahl größer ist – bieten die Region Haute-Pyrénées eine nahezu perfekte Kombination aus alpinen Radsport-Highlights und Entspannung. Und selbst Tour-Klassiker wie der bei den Stars gefürchtete 2115 Meter hohe Col du Tourmalet, den ich am nächsten Tag erklimme, sind mit dem komfortablen E-Bike selbst für normal trainierte Urlauber wie mich ein Genuss. Zum Glück, denn so bleibt für mich unterwegs Zeit, nicht nur den Pass und seine Serpentinen, den die Tour de France schon 52 Mal dabei hatte, sondern auch Bergbäche, Almen und Kühe, die Baumgrenze, den fast 3000 Meter hohen Pic du Midi mit seiner Schneekuppe und sogar Murmeltiere zu beobachten. Beim Anstieg fühlt man sich auch deshalb immer sicher, weil die Route durchgehend markiert ist. Schilder zeigen nicht nur die verbleibende Strecke zum Gipfel, sondern auch den Grad der Steigung und die anstehenden Höhenmeter an. Noch schöner wird die Fahrt zum Col du Tourmalet in Begleitung einer lokalen Kennerin wie Céline Ringeval. Die 35-Jährige vom Tourenanbieter Altamonta begleitet Individualreisende und Gruppen zu den schönsten Stellen ihrer Heimat – im Winter als Skiguide, jetzt im Sommer als topfitte Radfahrerin. „Ich liebe es, meinen Gästen auch die Geheimnisse der Pyrenäen zu zeigen – ob mit dem Mountainbike oder wie heute auf der Straße“, sagt Ringeval. Dazu gehören Bergpässe wie Tourmalet, Aubisque oder Col d’Aspin. Aber auch das ausgedehnte Mountainbike-Wegenetz auf teils historischen Verbindungs- und Landwirtschaftswegen.

 

Alle Tour-Heroen der letzten Jahrzehnte versammelt hat Jean-Pierre Souvergielle im kleinen Lugagnan. In seiner Bar L’Etape am flachen Flussradweg rund zehn Kilometer vom Marien-Wallfahrtsort Lourde entfernt, hat der 76-Jährige mehr als 160 Trikots von Radsportlern und Tour-Siegern sowie einige historische Räder von Lance Armstrong, Bernard Hinault, Laurent Fignon oder Jan Ullrich gesammelt. Glück und Geschäft kamen bei Souvergille zusammen: „Viele Radsportteams haben in unserem kleinen Hotel Trainingswochen absolviert – da habe ich begonnen, Trikots und Autogramme zu sammeln.“ Dass er den langjährigen Tourdirektor Christian Prudhomme gut kennt, war natürlich auch kein Nachteil. So ist das kleine Lugagnan heute ein Treffpunkt für Tourgeschichte und –geschichten.

 

Informationen: Radtouren in den französischen Pyrenäen

Fahrräder für Touren in den französischen Pyrenäen vermietet z.B. Tourmalet-Bikes in Luz Saint-Sauveur, Tel. 0033-6-28524147, www.tourmalet-bikes.com. Ein E-Bike kostet pro Woche 200 Euro, ein Rennrad um 250 Euro. Geführte Rundfahrten mit ortskundigen Guides etwa auf den Col du Tourmalet wie Céline Ringeval hat der Spezialist Altamonta im Programm, www.pyrenees-cyclo.com.